Freitag, 3. Oktober 2008

Grüner Wunderwahn

Räusper. Zwei Jahre das Maul gehalten, zufällig genau seit ein gewisser Gusenbauer gegen einen gewissen Schüssel im TV diskutierte, Gott hab sie selig.

Glawischnig folgt also Van der Bellen, Pröll folgt Gusenbauer, Faymann folgt Molterer, Haider folgt Strache. Der große Horizont macht sich in Politikerbeschimpfung. Es sieht ja wirklich nicht schön aus in unserem kleinen politischen Österreich.

grueneswunderDie Zahl der politischen Ö-Blogs hat sich in diesen zwei Jahren vielleicht verfünffacht, Fahrnberger und Chorherr sehen schon das Netz die eifersüchtigen Mauern der grünen Kader aufbrechen. Nicht so schnell bitte.

Denn mit dem Netz meinen diese Kommentatoren eine hyperliterate Subkultur, die weder den Seniorenregimentern von Faymann noch den Disco-Krocharn von Strache an der Wahlurne das Briefkuvert reichen kann.

Es wäre auch unplausibel, wenn ein langfristiger Trend zur Massenmedialisierung und Unterhaltungsorientierung der parteipolitischen Kommunikation (heute ein Foto im Standard: "H.C. Strache signiert die Brust einer Disco-Besucherin") nun gerade zu einer radikal-partizipativen Demokratisierung umschlüge. Obwohl es sicher schön wäre, wenn es so wäre. Und von Wundern träumen will ja auch ich.

Ich wähne heute also ein Wunder nicht an der Basis, sondern im Zentrum herbei: Die design. Parteivors. Dr. Eva Glawischnig ist da gefragt (ich gebe ihr 100 Tage Vertrauensvorschuss). Sie kommuniziert seit Jahren immerhin sehr professionell. Jetzt muss sie verstehen, dass sie die politische Kommunikation der Grünen komplett neu aufbauen muss, wenn sie den von allen herbeigesehnten Neuanfang schaffen will:

Eine politische Kraft, die an sich glaubt, muss mit dem ganzen Wahlvolk sprechen. Das gilt auch in einem Mehrparteiensystem, und das gilt auch - und gerade - für eine Partei, die bisher von zehn Prozent gewählt wird. Die Grünen sind genau deshalb nach zwanzig Jahren so ausgelaugt, weil sie sich jahrelang darauf spezialisiert haben, kleine politische Nischenmärkte immer professioneller zu bedienen und dafür den Rest des Wahlvolks rechts liegen zu lassen. Eben ein klares Profil mit Trennschärfe zum politischen Mitbewerb aufzubauen. Aber Nischenrittertum ist nicht Politik wenn Politik gestalten heißt. Und die Ökologie-Nische ist ja auch gar keine Nische mehr, sondern glücklich im Mainstream verdampft.

Die Grünen müssen ab jetzt so kommunizieren, als hätten sie bei der letzten Wahl 51% gewonnen und würden nun mit der Bevölkerung die anstehenden politischen Projekte einer Grünen Alleinregierung diskutieren. Das bedeutet zum Beispiel die Suche nach geeigneten Kommunikationskanälen um verschiedene Teile der Bevölkerung zu erreichen. Das reicht dann von Boulevardmedien mit deren tiefschürfendem Erkenntnisinteresse an guten Bildern und griffigen Sagern über den konzentrationsdefizitären ORF, es reicht von Präsenz in der Lokalpolitik bis irgendwann zuletzt zu uns Netizens. Das erfordert eine professionelle Parteiorganisation, die aber auch ihre Vorhaben eifrig der grünen Basis zur Diskussion und Abstimmung vorlegt und sich nicht einbunkert wie das in den späten vdb/Brosz/Sburny- Jahren passiert ist.

Und dann sind da noch die grünen Wunderwuzzis innerhalb und außerhalb der Partei, die sowas wie eine grüne kulturelle Hegemonie aufbauen sollen. Genau hier sind auch du und ich wichtig, die wir fleißig in unsere grünen Selbstdarstellungsblogs tippen...

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